An diesen Tagen im März 2020 findet der Frühling bei wunderbarem Wetter mit Vogelgezwitscher statt, das darf man unbekümmert und kostenfrei geniessen. Eine fantastisch schöne Zeit in der Heimat.
Doch die Massnahmen des Bundes, wegen der Coronavirus-Pandemie, verlangsamt unser Alltag und will, dass wir Zuhause bleiben.
Beim Aufräumen blättere ich kurz im «ThePhilanthropist» dem gedruckten Magazin von StiftungSchweiz. Da der Artikel «Geld hat viele Facetten» von Melanie Gajowski mein Lieblingsthema trifft, suche und lese ich auch einige der gefundenen Blogartikel der Autorin online. Gajowskis Beitrag «Geld fasten» ist nicht zufällig, denn es ist Fastenzeit. Sie schreibt: «Geld kann unterstützen, aber Geld an und für sich ist nicht das, was wir wirklich brauchen. Wenn wir sagen: Ich benötige Geld, um im Alter gut zu Leben, meinen wir eigentlich: Ich möchte auch im Alter eine schöne Wohnung haben; wenn ich krank bin, eine gute Betreuung und Versorgung; im Alter gut und gesund leben. Wenn wir sagen: Ich benötige Geld, um zur Coiffeuse zu gehen, benötigen wir eigentlich einen Haarschnitt oder vielleicht auch nur eine entspannende Kopfmassage oder ein Gespräch mit einem Menschen, der uns sympathisch ist. Heisst Geldfasten nun auf Einnahmen zu verzichten oder Ausgaben zu vermeiden? Was kann ich mit den gesparten Ausgaben bewirken?»
Mir fallen ganz besonders die Tage auf, wo ich am Abend merke, dass ich mein Portemonnaie gar nie in der Hand hatte. Zwischen den vielen Kassabons, steckt eine Zwanzigernote. Sie ist immer noch da.
Es kommt ein Gefühl hoch, welches ich aus der Kindheit kenne, als ich empfand, viel mehr zu erhalten als ich gebe.
Aha, Sie glauben wohl, ich zahle mit der Karte. Nicht einmal das! Ich bin den ganzen Tag in der Werkstatt und habe das Essen und Trinken als Picknick dabei. Das einzige was ich mir kaufe, ist die Raketen-Glace mit dem Zweifränkler den ich im Hosensack gefunden habe. Es fehlt mir an nichts. Im Gegenteil, ich merke, wie entspannt ich mich fühle und wie fern das Spannungsfeld Geld gerade ist.
Ich habe gehört, dass das Wasser in Venedig momentan viel klarer ist. Auch meine Gedanken kommen in diesen Coronatagen deutlicher, die sich in letzter Zeit nur bruchstückhaft gezeigt haben. Ich glaube es lohnt sich, mit ihnen nun etwas Zeit zu verbringen.
Geld vermittelt Wertschätzung
Gäste fragen oft, ob unser Engagement im Verein unser Hobby sei. Diese Frage empfinde ich als abwertend und gemein. Wir sind Berufsleute, wir pflegen seit sechs Jahren ein Kulturgut und unsere Arbeit ist professionell. Was hat der unbezahlte Einsatz mit Hobby zu tun?
Drehe ich mich um und schaue zu den Leuten, die im Leben gut verdient haben und sich nach der Pension ein Hobby mit Hobbyraum leisten, muss ich auch lächeln.
Obwohl ich weiss, dass mit diesen Handwerksstunden sich hervorragend seelische Themen verarbeiten lassen, in denen sich jeder Ruhe und Klarheit schenkt. Später, öffnet er oder sie sich vielleicht wieder einer Herausforderung, was sie dann vom «Zeitvertreib» wegführt. Übrigens, das kann man auch alleine oder in einer kleinen Gruppe von Gleichgesinnten bei Weiss- und Schwarzkunst.
Warum rege ich mich dann so auf?
Hat unsere Tochter deshalb recht, wenn sie sagt: «Wie Du Deine Arbeit im Verein definierst, zeichnest Du mir das Bild von Hobby in den Kopf.»?
Der noch fehlende Verdienst, der Spass, die Faszination, das Herzblut? Ist es das?
Ein kleiner Exkurs
Natürlich kann der Verdienst auch durch eine andere Art von Wertschätzung ersetzt werden. Es ist schon wahnsinnig viel erreicht, wenn der Verein jedes Jahr den Aufwand mit dem Ertrag decken kann. Wir erhalten auch oft schriftliche und mündliche Anerkennung. Sie bestärkt uns auf dem Weg, das ist so wertvoll.
Schliesslich gehören fast einhundert Menschen dem Verein Weiss- und Schwarzkunst an. Ihre Mitgliedschaft und ihre Zustimmung an der Generalversammlung ist uns Aktivmitgliedern und im Vorstand sehr wichtig. Wir teilen gemeinsame Werte und pflegen die Werkstatt sowie das höchste Gut «Knowhow im Buchdruck», was eine Einzelperson nicht umsetzen könnte. Druckmaschinen, Inventar und Knowhow werden von Jahr zu Jahr knapper.
Es sind schon einige Künstler auf uns zugekommen und schenken uns ihre Maschinen. Sie haben über vierzig Jahre damit gearbeitet. Es bewegt sie, die schönen Stücke wegzugeben, die «nur geliehen sind», auch wenn man einmal viel Geld dafür bezahlt hat. Aber, es macht die Menschen auch glücklich zu sehen, dass in unserer Werkstatt Junge damit arbeiten und sich damit ein weiterer künstlerischer Kreislauf auftut. Wir brauchen nur den Transport zu organisieren. Die Frage ist, was machen wir mit den gesammelten Wermutstropfen, dass die Künstler mit ihrer unglaublichen Erfahrung und mit den vielen spannenden Geschichten zurückbleiben?
Zurück zu uns, die ein Einkommen generieren müssen
Mit den Aufträgen und Workshopangeboten tragen wir Aktivmitglieder Aufgaben in den Verein, bei deren Nutzen es um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Gemeinwohl und dem Eigeninteresse zu beachten gilt. Als ehemals Arbeitssuchende ist es Roger und mir besonders ein Anliegen die Möglichkeit zu erarbeiten, selbständig Erwerbenden eine Plattform zu schaffen, wo sie ihren Umsatz machen können und der Verein aus dieser «Nutzung» gleichzeitig profitiert. Zur Erinnerung: der Verein zahlt Miete, Versicherung und Reparaturen, pflegt die Maschinen und vermittelt Knowhow.
Ein Verein als Geldquelle?
Melanie Gajowski sagt: «Es braucht eine seriöse Analyse, wie ich mein Geld verdienen will. Wie bewege ich mein Geld, wo investiere ich, wo lagere ich es und was bewirke ich damit?».
Wir sehen den Verein Weiss- und Schwarzkunst tatsächlich als Quelle. Die über sechshundert Jahre alte Tradition und die stets brandaktuellen Ideen speisen sie. Ich lese viel über Geschäftsmodelle und Blue-Ocean-Strategien. Als Typografische Gestalterin und Bibliothekarin bräuchte ich sicher noch viele Jahre um die Ideen alleine auf die Beine zu stellen. Aber, dem Verein sind viele flinke Köpfe zugetan, mit deren Engagement die Quelle für alle Interessierten stärker wird.
Arbeit hat man immer…
Yvonne Camenzind
An diesen Tagen im März 2020 findet der Frühling bei wunderbarem Wetter mit Vogelgezwitscher statt, das darf man unbekümmert und kostenfrei geniessen. Eine fantastisch schöne Zeit in der Heimat.
Doch die Massnahmen des Bundes, wegen der Coronavirus-Pandemie, verlangsamt unser Alltag und will, dass wir Zuhause bleiben.
Beim Aufräumen blättere ich kurz im «ThePhilanthropist» dem gedruckten Magazin von StiftungSchweiz. Da der Artikel «Geld hat viele Facetten» von Melanie Gajowski mein Lieblingsthema trifft, suche und lese ich auch einige der gefundenen Blogartikel der Autorin online. Gajowskis Beitrag «Geld fasten» ist nicht zufällig, denn es ist Fastenzeit. Sie schreibt: «Geld kann unterstützen, aber Geld an und für sich ist nicht das, was wir wirklich brauchen. Wenn wir sagen: Ich benötige Geld, um im Alter gut zu Leben, meinen wir eigentlich: Ich möchte auch im Alter eine schöne Wohnung haben; wenn ich krank bin, eine gute Betreuung und Versorgung; im Alter gut und gesund leben. Wenn wir sagen: Ich benötige Geld, um zur Coiffeuse zu gehen, benötigen wir eigentlich einen Haarschnitt oder vielleicht auch nur eine entspannende Kopfmassage oder ein Gespräch mit einem Menschen, der uns sympathisch ist. Heisst Geldfasten nun auf Einnahmen zu verzichten oder Ausgaben zu vermeiden? Was kann ich mit den gesparten Ausgaben bewirken?»
Mir fallen ganz besonders die Tage auf, wo ich am Abend merke, dass ich mein Portemonnaie gar nie in der Hand hatte. Zwischen den vielen Kassabons, steckt eine Zwanzigernote. Sie ist immer noch da.
Aha, Sie glauben wohl, ich zahle mit der Karte. Nicht einmal das! Ich bin den ganzen Tag in der Werkstatt und habe das Essen und Trinken als Picknick dabei. Das einzige was ich mir kaufe, ist die Raketen-Glace mit dem Zweifränkler den ich im Hosensack gefunden habe. Es fehlt mir an nichts. Im Gegenteil, ich merke, wie entspannt ich mich fühle und wie fern das Spannungsfeld Geld gerade ist.
Ich habe gehört, dass das Wasser in Venedig momentan viel klarer ist. Auch meine Gedanken kommen in diesen Coronatagen deutlicher, die sich in letzter Zeit nur bruchstückhaft gezeigt haben. Ich glaube es lohnt sich, mit ihnen nun etwas Zeit zu verbringen.
Geld vermittelt Wertschätzung
Gäste fragen oft, ob unser Engagement im Verein unser Hobby sei. Diese Frage empfinde ich als abwertend und gemein. Wir sind Berufsleute, wir pflegen seit sechs Jahren ein Kulturgut und unsere Arbeit ist professionell. Was hat der unbezahlte Einsatz mit Hobby zu tun?
Drehe ich mich um und schaue zu den Leuten, die im Leben gut verdient haben und sich nach der Pension ein Hobby mit Hobbyraum leisten, muss ich auch lächeln.
Obwohl ich weiss, dass mit diesen Handwerksstunden sich hervorragend seelische Themen verarbeiten lassen, in denen sich jeder Ruhe und Klarheit schenkt. Später, öffnet er oder sie sich vielleicht wieder einer Herausforderung, was sie dann vom «Zeitvertreib» wegführt. Übrigens, das kann man auch alleine oder in einer kleinen Gruppe von Gleichgesinnten bei Weiss- und Schwarzkunst.
Hat unsere Tochter deshalb recht, wenn sie sagt: «Wie Du Deine Arbeit im Verein definierst, zeichnest Du mir das Bild von Hobby in den Kopf.»?
Der noch fehlende Verdienst, der Spass, die Faszination, das Herzblut? Ist es das?
Ein kleiner Exkurs
Natürlich kann der Verdienst auch durch eine andere Art von Wertschätzung ersetzt werden. Es ist schon wahnsinnig viel erreicht, wenn der Verein jedes Jahr den Aufwand mit dem Ertrag decken kann. Wir erhalten auch oft schriftliche und mündliche Anerkennung. Sie bestärkt uns auf dem Weg, das ist so wertvoll.
Schliesslich gehören fast einhundert Menschen dem Verein Weiss- und Schwarzkunst an. Ihre Mitgliedschaft und ihre Zustimmung an der Generalversammlung ist uns Aktivmitgliedern und im Vorstand sehr wichtig. Wir teilen gemeinsame Werte und pflegen die Werkstatt sowie das höchste Gut «Knowhow im Buchdruck», was eine Einzelperson nicht umsetzen könnte. Druckmaschinen, Inventar und Knowhow werden von Jahr zu Jahr knapper.
Es sind schon einige Künstler auf uns zugekommen und schenken uns ihre Maschinen. Sie haben über vierzig Jahre damit gearbeitet. Es bewegt sie, die schönen Stücke wegzugeben, die «nur geliehen sind», auch wenn man einmal viel Geld dafür bezahlt hat. Aber, es macht die Menschen auch glücklich zu sehen, dass in unserer Werkstatt Junge damit arbeiten und sich damit ein weiterer künstlerischer Kreislauf auftut. Wir brauchen nur den Transport zu organisieren. Die Frage ist, was machen wir mit den gesammelten Wermutstropfen, dass die Künstler mit ihrer unglaublichen Erfahrung und mit den vielen spannenden Geschichten zurückbleiben?
Zurück zu uns, die ein Einkommen generieren müssen
Mit den Aufträgen und Workshopangeboten tragen wir Aktivmitglieder Aufgaben in den Verein, bei deren Nutzen es um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Gemeinwohl und dem Eigeninteresse zu beachten gilt. Als ehemals Arbeitssuchende ist es Roger und mir besonders ein Anliegen die Möglichkeit zu erarbeiten, selbständig Erwerbenden eine Plattform zu schaffen, wo sie ihren Umsatz machen können und der Verein aus dieser «Nutzung» gleichzeitig profitiert. Zur Erinnerung: der Verein zahlt Miete, Versicherung und Reparaturen, pflegt die Maschinen und vermittelt Knowhow.
Ein Verein als Geldquelle?
Melanie Gajowski sagt: «Es braucht eine seriöse Analyse, wie ich mein Geld verdienen will. Wie bewege ich mein Geld, wo investiere ich, wo lagere ich es und was bewirke ich damit?».
Wir sehen den Verein Weiss- und Schwarzkunst tatsächlich als Quelle. Die über sechshundert Jahre alte Tradition und die stets brandaktuellen Ideen speisen sie. Ich lese viel über Geschäftsmodelle und Blue-Ocean-Strategien. Als Typografische Gestalterin und Bibliothekarin bräuchte ich sicher noch viele Jahre um die Ideen alleine auf die Beine zu stellen. Aber, dem Verein sind viele flinke Köpfe zugetan, mit deren Engagement die Quelle für alle Interessierten stärker wird.
Arbeit hat man immer…
Yvonne Camenzind
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