Es ist nicht mehr besonders früh am Morgen, wie ich mich auf den Weg mache um ihn zu sehen. Ganz still ist es im Haus, ich höre fern ein leises Surren und aus einer anderen Richtung Wassergeplätscher. In den vielen kleinen weissgetünkten Räumen wurde einst gewohnt. Unter dem Holzdach trocknen, auch heute noch, grosse Papierbogen. Sie sind mit Klammern sorgfältig an die Leinen gehängt. Im Keller steht der alte Holländer und surrt. Die grosse Maschine arbeitet wie eine Stoffmühle und zermalmt Baumwollfetzen zu Papierbrei.
Paolos Studienabschluss als Typodesigner und seine Leidenschaft für das traditionelle Handwerk kombiniert er heute in seinem Atelier. An den modernen Drucktechniken und dem aalglatten Industriepapier verlor er sein Interesse schon lange. Seine Aufmerksamkeit gehört dem echten, handgemachten Papier. Dem Büttenpapier. Das konzentrierte Arbeiten tagsüber liebt Paolo genauso, wie er abends mit begeisterten Leuten mit verschiedenen Materialien zum Papiermachen experimentiert.
Heute schaue ich ihm zu, wie er die hübschen Muster in sein Papier macht. Paolo hat schon den dritten Stapel Büttenpapier zwischen den nassen Filzen in der Buchpresse. Das Wasser strömt heraus. Aha, deshalb der Schurz und die Stiefel. «Paolo, wofür brauchst du diese profane Gummimatte hier?» «Das noch feuchte Papier presse ich darauf, so entstehen die Muster, die du so magst.» Die Zeit geht langsam. Er presst Bogen um Bogen sorgfältig in die Form, ich hänge sie an die Wäscheleine über unseren Köpfen. Bis sie voller weisser Papierbögen ist.
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